(Quelle der Bilder: Wikipedia Commons)

Friedens- und Partnerschaftsfest

 

am 25.September 2021 Bordeauxplatz München

Organisation: Initiative München Bordeaux,in Kooperation mit Europa-Union und Junge Europäische Föderalisten

Erst beim dritten Anlauf hat es funktioniert! Die bereits für den 30.Mai 2020 geplante IMB-Veranstaltung „Friedens- und Partnerschaftsfest“ musste zweimal verschoben werden – Covid-19 bedingt. Der dritte Anlauf, terminiert auf den 25.09.2021, ist schließlich gelungen, wenn auch die Delegation aus Bordeaux, der Pandemie geschuldet, nicht teilnehmen konnte. Das Wetter war der IMB sehr gut gesonnen – ein blauer Himmel mit spätsommerlicher angenehmer Temperatur wölbte sich über dem malerischen Bordeauxplatz im Haidhausener „Franzosenviertel“, eine Randbedingung für eine stilvolle Veranstaltung im Freien. Obwohl die Genehmigung für die Veranstaltung sehr kurzfristig erteilt wurde und die Gästezahl auf 50 Personen gleichzeitig beschränkt war, ist es den Veranstaltern gelungen, ein sehr schönes Fest zu organisieren.

In ihrer Begrüßung stellte Mireille Schmich-Faurie, die Vorsitzende der „Initiative München-Bordeaux“ (IMB), die 2015 gegründet wurde als ein Zusammenschluss von Münchner Bürgerinnen und Bürgern die Zielsetzungen des Vereins vor. Die IMB hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen aktiven Beitrag zur Weiterentwicklung und Vertiefung der Städtepartnerschaft Bordeaux-München auf zivilgesellschaftlicher Ebene und damit zur Förderung der deutsch-französischen Freundschaft zu leisten. Für die gewährte Unterstützung, die das Erinnerungsfest erst ermöglicht hat, dankte sie insbesondere dem Bürgerfonds und dem Bezirksausschuss Au/Haidhausen.

Konkreter Anlass für die Veranstaltung waren zwei runde Jahrestage historischer Ereignisse: zum einen der deutsch-französische Krieg von 1870/71, der vor 150 Jahren stattfand.  Zum anderen die Partnerschaft zwischen München und Bordeaux, die am 30. Mai 1964 geschlossen wurde.

In seinem posthum veröffentlichten Grußwort unterstrich der letztes Jahr verstorbene Münchener Alt-OB Dr. Hans-Jochen Vogel, der das Partnerschafts-abkommen mit Bordeaux zusammen mit dem damaligen Stadtoberhaupt Jacques Chaban-Delmas unterzeichnet hatte, dass es als Motiv die Sicherung des Friedens hatte. Für dieses hohe Ziel müsse die Partnerschaft in vielfältiger Weise dauerhaft gepflegt werden.

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter wies in seinem übersandten Grußwort auf die leidvollen drei Kriege der Nachbarn Deutschland und Frankreich hin und die daraus gezogenen Lehren zur Versöhnung.
Die lebendige bilaterale Partnerschaft fand 1976 sichtbaren Ausdruck, als die Parkanlage in der Wörthstraße, mitten im „Franzosenviertel“ zum Bordeauxplatz wurde.

Weitere Grußworte sprachen Corinne Pereira, französische Generalkonsulin in München, Isabella Ammann als Vertreterin der Europa-Union, Erwin Hund, Berater des deutsch-französischen Bürgerfonds und Jörg Spengler, Vorsitzender des örtlichen Bezirksausschusses.

 

Dabei wurden die Aktivitäten der IMB begrüßt, die Rolle von Vereinen zur Kontaktpflege über die Staatsgrenzen hinweg unterstrichen und betont, dass
nur so ein europäisches Bewusstsein mit vertiefter Zusammenarbeit entstehen könne. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Bürgerfonds zu, der durch die Fortschreibung des Freundschaftsvertrags von Aachen vom 22.01.2019 eingerichtet wurde. Sein erklärtes Ziel ist es, die rund 2300 Städtepartner-schaften wieder neu zu beleben und weitere bilaterale Projekte finanziell zu unterstützen und so erst zu ermöglichen.

Über ein virtuelles Grußwort von Maguy Mayon-Wrac‘h, Vorsitzende des Partnervereins „Initiative Munich-Bordeaux“, übersetzt von Erika Puget (IBoMu), freuten wir uns besonders, da dies zeigte, dass auch unsere Partner in Bordeaux gedanklich bei uns waren.

Erika Puget Schriftführerin der IBOMU, Maguy Mayon-Wrac’h Vorsitzende der IBOMU
Erika Puget Schriftführerin der IBOMU, Maguy Mayon-Wrac’h Vorsitzende der IBOMU

Es folgte als offizieller Höhepunkt die Ansprache von Katrin Habenschaden, zweite Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München. Frau Habenschaden dankte der IMB für das Engagement und die Geduld, um dieses Fest zu realisieren. Sie bezeichnete es als einen Puzzle-Stein, der trotz der Pandemie beiträgt, Verbindungen sichtbar zu machen und aufrechtzuerhalten und die offiziellen Beziehungen zu unterstützen. Dass auch heutzutage Städtepartner-schaften nicht überholt sind, zeige sich daran, dass die Stadt München erst kürzlich eine weitere Verbindung eingegangen ist, nämlich mit einer Stadt in Israel. Eine Schlussfolgerung daraus könnte sein, dass Städtepartnerschaften, die ja überwiegend bereits seit einigen Jahrzehnten bestehen, neu gedacht werden müssen, um weiterhin fruchtbar zu sein.

Mireille Schmich-Faurie Vorsitzende IMB, Katrin Habenschaden zweite Bürgermeisterin
Mireille Schmich-Faurie Vorsitzende IMB, Katrin Habenschaden zweite Bürgermeisterin

Die IMB-Vorsitzende bedankte sich für die Redebeiträge und betonte, dass die Städtepartnerschaften im Stadtbild besser sichtbar werden sollten. Symbolisch dafür enthüllte sie deshalb zusammen mit Frau Habenschaden das Schild der IMB „Bordeaux – 1.000 km“, das dann kurzzeitig den Bordeauxplatz visuell bereicherte. Der Wunsch der IMB ist es, dass dieses Schild als offizielles Zeichen einer lebendigen Partnerschaft dauerhaft seinen Standort auf dem Bordeauxplatz finden sollte.

Vorstand der IMB: Eva-Maria Kirschner, Dr. Franz Weindauer, Klaus Meyer, Mireille Schmich-Faurie, Gaby Jüttner, Johann Weber
Vorstand der IMB: Eva-Maria Kirschner, Dr. Franz Weindauer, Klaus Meyer, Mireille Schmich-Faurie, Gaby Jüttner, Johann Weber

Bevor es mit weiteren Beiträgen zu deutsch-französischen Beziehungen im Großen wie im Kleinen weiterging, gab es zunächst musikalisch wie kulinarisch eine Genusspause. Bei bekannten französischen Chansons, geboten durch die Gruppe „Evergreen Serenaders“ konnten sich die Anwesenden auch an einem leckeren Buffet von dem Catering der „Erdinger Landfrauen“ stärken. So vorbereitet war dann ein Gläschen Wein willkommen, natürlich ein Bordeaux. Dazu erläuterte die Önologin Pauline Allonas charmant das Bordelais als bedeutsames Weinbaugebiet; Einzelheiten der Weinproduktion und Empfehlungen wurden bei der Verkostung eines “Graves de Vayres 2016“ dargestellt.

Pauline Allonas, Önologin München
Pauline Allonas, Önologin München
Klaus Meyer und Dr. Franz Weindauer
Klaus Meyer und Dr. Franz Weindauer

Trotz des Weines aus Bordeaux und des Bieres aus München, beides Getränke für private Geselligkeit, die gegenseitigen nationalen Beziehun-gen waren in der Vergangenheit durch Hochs und Tiefs geprägt. Diesen Werdegang beleuchteten Klaus Meyer und Dr. Franz Wein-dauer in einem ausführlichen Fach-dialog, der die Kenntnis der histo- rischen Zusammenhänge vertiefte.

Weitsichtige Staatsmänner ent-wickelten nach 1945 Lösungen für eine dauerhafte Versöhnung und Freundschaft, die allerdings auch im alltäglichen Politikgeschäft intensiv gepflegt werden muss. Daraus ergeben sich Impulse für die notwendige europäische Integration.

 

Glücklicherweise hat die Stadt Bordeaux, dank ihres deutschen Retters Heinz Stahlschmidt, das Ende der deutschen Okkupation im Jahr 1944 ohne größere Zerstörungen überstanden. In dieser Phase war der 1915 geborene Jacques Chaban-Delmas in der Resistance nicht unmaßgeblich aktiv; er hatte bereits in der Staatsverwaltung wie im militärischen Bereich Spitzenränge inne. Werdegang und Wirken dieses außergewöhnlichen Politikers schilderte
Dr. Jürgen Hartmann, Staatssekretär a.D., in seinem Vortrag. „Chaban-Delmas, vom Widerstand zur Versöhnung“. Eine moderne Hubbrücke über die Garonne in Bordeaux trägt seinen Namen.

Dr. Jürgen Hartmann, Staatssekretär a.D.
Dr. Jürgen Hartmann, Staatssekretär a.D.

Den gedanklichen Brückenschlag zurück nach Haidhausen und zum Bordeaux-platz vollbrachte Dr. Klaus Wagner mit seinem Vortrag zur Entstehung des „Franzosenviertels“. Bedingt durch die Mitte des 19.Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung und die Errichtung des Ostbahnhofs sollte auch das westlich davon gelegene Gebiet städtebaulich entwickelt werden. In der Entstehungs-phase dieses heute sehr geschätzten Wohnviertels wurden den neuen Straßen-zügen und Plätzen Namen von Schlachtenorten verliehen, wo bayerische Truppen siegreich gekämpft hatten; beispielhaft seien hier die Namen der Ortschaften Balan und Bazeilles bei Sedan, Weissenburg, Wörth, Orleans, Paris…genannt. An die Anlässe für die Namensgebung erinnernd mögen sie heute zum Frieden mahnen.

Dr. Klaus Wagner, Vorstandsmitglied „Freunde Haidhausens“
Dr. Klaus Wagner, Vorstandsmitglied „Freunde Haidhausens“

Eine Besichtigung markanter Punkte des Franzosenviertels unter fachkundiger Führung von Dieter Rippel veranschaulichte die Konzeption dieses Wohn-viertels und stellte eine runde Ergänzung zum vorausgehenden Vortrag dar.

Dieter Rippel, ehemaliger Vorsitzender der „Freunde Haidhausens“
Dieter Rippel, ehemaliger Vorsitzender der „Freunde Haidhausens“

Diese Besichtigung war beschwingt, da vorher der Deutsch-Französische Chor München mit einer Reihe von französischen Chorstücken zur musikalischen Unterhaltung beigetragen hatte und danach noch eine Pause mit Kaffee und Kuchen die Aufnahmefähigkeit der Anwesenden gestärkt hatte.

Nach der Rückkehr vom Rundgang mit seinen städtebaulich-architektonischen Erläuterungen klang dann gegen 17.00 Uhr die Veranstaltung aus.

Zwei Mitglieder der IMB, Ursula Chwalisz und Stefan Pohl, hatten einige Sportgeräte mitgebracht, um Kinder und Erwachsene zu Spiel und Spaß anzuregen. So konnte abschließend noch eine Partie Boule ausgetragen werden.

Rückmeldungen verschiedener Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr lobend angesichts des vielfältigen unterhaltsamen und informativen Programms.

von Johan Weber

Justyna Autor