Heep Heep Hurra! Uriah Heep starten neue Tournee im Circus Krone.

München, 29. Oktober 2018. Es muss der Magier Gandalf aus dem „Herr der Ringe“ sein, der dort am äußersten Bühnenrand herumzaubert. Mit langer weißer Mähne, die Augen hinter dunkler Sonnenbrille verborgen, dafür eilen die Finger seiner linken Hand immer wieder atemberaubend schnell den Gitarrenhals hinauf und hinab, indes die rechte zeitweilig von den Saiten aufflattert und immer wieder magische Zeichen in die Luft malt. – Natürlich: Gandalf ist eigentlich Mick Box, heute einzig verbleibendes Gründungsmitglied der wechselvollen Besetzung von Uriah Heep. Spielfreudig und gut gelaunt lächelnd lockt er seine ewig markant jaulenden Soli aus seinem Instrument.
Was aber ist sonst noch zu erwarten an einem solchen Abend – und von einer Band, deren fünfzigjähriges Bühnenjubiläum zwar heraneilt, die ihre ganz großen Erfolge allerdings nur in den frühen 70er Jahren feiern konnte. Entsprechend gestaltet sich dann auch das Programm. – Gewiss da legt man voller Power in Mainstream Metal des neuesten Albums los, dass die Bühne erzittert. So richtig heimisch wird das Publikum aber erst, als schon bald der nostalgische Gang quer durch die ersten Alben erfolgt: Wenn „Gypsy“ aus „Very´ eavy… Very ´umble“ erklingt, das unvermeidliche „Lady in Black“ aus dem 71er Album „Salisbury“ lautstark mitgesungen wird, oder gar „Look at Yourself“ und „July Morning“ frisch wie am ersten Tag ihrer Komposition erklingen und den Saal mitreißen. Auch beispielsweise „Return to Fantasy“ und der altbewährte Stimmungsmacher „Easy Livin´“ dürfen natürlich nicht fehlen. Dazwischen montiert immer wieder epigonale Dampfhämmer aus neuerer Zeit – also den verbleibenden rund 20 Alben der Band. Musikalisch ist man dabei allerdings keineswegs schlechter geworden – man erinnere nur an die allerersten Heep-Zeiten, wo es manchmal doch noch etwas hakte; freilich fehlen heute dafür die kompositorische Innovation und die jugendlichen Ideen von einst. Gerade die „leisen“ Uriah Heep – oft mit den Kompositionen des damaligen Keyborders Ken Hensley verbunden- vermisst der Heep Fan ein wenig. – Die routinierte Präsentation der „alten“ Lieder allerdings überzeugt durchaus noch. Und die Heavy-Varianten sind nicht zuletzt dank eines extrovertierten Sängers Bernie Shaw, dessen Stimmausdruck von Roger Chapman über Ronnie James Dio, bis hin zu den hohen Klängen des legendären Dave Byron reicht, durchaus eindrucksvoll. Eine ausgezeichnete Live-Band waren Uriah Heep ja immer schon – schon früh dokumentiert auf Vinyl, dem 73er Live Album. Und hier liegt eine erfrischende Kontinuität. – Was allerdings dabei etwas in der Hintergrund tritt, ist die melodische Seite des Hardrock – das einstige Markenzeichen der Urband: Ihr beeindruckender mehrstimmiger Chorgesang. Gewiss – es gibt ihn noch immer, aber allzu oft geht er dann doch etwas in harten Metal-Beats und wilden Bass-Gewummere unter. Dem Publikum – einer interessanten Mischung aus Altfreaks und jungen Fans – gefiel es allerdings. Auch wenn mancher am Arena-Bühnenrand im Laufe der zwei Konzertstunden dann zur Sicherheit doch irgendwann die Ohrenstöpsel herausholte…


Stephan Fritz

Justyna Autor